Literatur über Kαιρός


 

Posidippos über Kairos

Der griechiche Dichter Poseidippos aus dem 3. Jh. v. Chr. beschreibt den Gott Kairos in einem Epigram. Die Lebendigkeit dieser Beschreibung verleiht er durch Dialogform.

Woher kommt dein Schöpfer?
Aus Sikyon.

Wie heißt er?
Lysippos.

Wer bist du?
Ich bin Kairos (die Zeit, der Augenblick), der alles überwindet.

Warum läufst du auf Zehenspitzen?
Ich laufe beständig.

Warum hast du Flügel an den Füßen?
Ich komme plötzlich wie der Wind.

Warum hast du in der rechten Hand eine Schneide?
Um den Menschen zu zeigen,
dass ich schärfer zertrenne als alle anderen.

Warum fällt dir eine Haarlocke in den Stirn?
Damit derjenige der mich begegnet, mich auch ergreifen kann.

Warum in Gottes Namen hast du einen kahlen Hinterkopf?
Wenn ich einmal vorbeigeflogen bin,
wird mich keiner von Hinten ergreifen, sosehr er sich auch bemüht.

Warum hat dich der Künstler geschaffen?
Wegen euch Wanderern als Denkanstoß.